Wochenendkurs: Die Fesseln der Liebe – oder Kritische Theorie des Geschlechterverhältnisses

/ März 24, 2022

Jessica Benjamin untersucht im Anschluss an die Kritische Theorie Theodor W. Adornos, Max Horkheimers und Herbert Marcuses in ihrer Studie „Die Fesseln der Liebe“ die Entstehung und Verfestigung patriarchaler Machtstrukturen innerhalb der Psyche. Sie setzt sich dabei kritisch mit den Deutungen der traditionellen Psychoanalyse nach Sigmund Freud auseinander.

Um die Dynamik des asymmetrischen Geschlechterverhältnisses herauszuarbeiten, greift Benjamin unter anderem auf Hegels Dialektik im Schlachtfeld der Anerkennung und in der Dynamik von Herr und Knecht zurück. Dabei geht es ihr auch darum, aufzuzeigen wie Männer und Frauen in das moderne patriarchale Geschlechterverhältnis verstrickt sind und es reproduzieren.

Mit ihrer intersubjektiven Perspektive legt Benjamin ihren Fokus nicht nur auf die Frage nach den Bedingungen und Möglichkeiten der Herausbildung weiblichen Begehrens. Sie stellt grundsätzlich infrage, ob die ödipale Komplementarität, wie Freud sie behauptet hat, zwangsläufig ist. Sie fasst dagegen das bipolare Geschlechtermodell und die damit verbundenen Vorstellungen über weibliches und männliches Begehren als historischen Ausdruck der patriarchalen Konstellation in der warenproduzierenden Gesellschaft.

Benjamin erweitert damit das psychoanalytische Feld um die intersubjektive Perspektive, indem sie klassische Formen der Subjektivierung als Ausdruck vergeschlechtlichter Herrschaft deutet. Sie ergründet das Moment der Polarisierung der Geschlechter in der frühkindlichen Entwicklung und kritisiert die instrumentelle Rationalität und das verdinglichte autonome Subjekt, die bis heute eine Grundlage unserer Gesellschaft bilden.

Mit ihrer Arbeit verweist Benjamin auf die subtilen Aspekte vergeschlechtlichter Herrschaft und damit auf das Fortleben des Patriarchats unter liberalisierten Bedingungen. Zugleich wendet sie sich gegen Analysen und Herrschaftskritiken, die auf Skandalisierung und „moralische Empörung“ zielen sowie auf vereinfachten Täter-Opfer-Schemata beruhen. Damit leistet Benjamin einen substanziellen Beitrag zu einer Kritischen Theorie des modernen Geschlechterverhältnisses.

Die Teilnahme ist kostenlos und nach Geschlecht quotiert. Wir haben Lust auf eine empathische und fragende Diskussionsatmosphäre.

Die Sitzungen beginnen mit einem kurzen Input unserer Referent:innen Felix Sassmannshausen und Laura Berking zum Kapitel der jeweiligen Sitzung.

Anmeldungen unter: abendschule@engagiertewissenschaft.de

Termine

  • Dienstag, 03.05., 18:00 – 20:00 Uhr
  • Samstag, 14.05., 13:00 – 16:00 Uhr
  • Samstag, 28.05., 13:00 – 16:00 Uhr
  • Samstag, 11.06., 13:00 – 16:00 Uhr
  • Samstag, 25.06., 13:00 – 16:00 Uhr
  • Samstag, 09.07., 13:00 – 16:00 Uhr
  • Dienstag, 12.07., 18:00 – 20:00 Uhr

Literatur

  • Jessica Benjamin: Die Fesseln der LiebeWeiterführend- Christine Kirchhoff: Das psychoanalytische Konzept der „Nachträglichkeit“
  • Barbara Umrath: Geschlecht, Familie, Sexualität
  • Jessica Benjamin: Der Schatten des Anderen
  • Jessica Benjamin: Phantasie und Geschlecht
  • Herbert Marcuse: Marxismus und Feminismus
  • Sigmund Freud: Das Ich und das Es
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